Der (Fahrzeug-)Alltag eines DDR-Kindes
An sehr viel kann man sich aus Kindheitstagen vielleicht nicht mehr erinnern, doch es gab Schlüsselmomente in meinem Leben, bei denen auch Fahrzeuge eine Rolle gespielt haben. Nun muss man natürlich dazu sagen, dass ich erst 13 Jahre alt war als die Mauer fiel. Ich wohnte im Bezirk Potdam, Kreis Luckenwalde im doch recht großen 1000 Seelen-Dorf Petkus. Als Kind hatte man es trotz des Mangels an Konsumprodukten eigentlich sehr gut. Ich erinnere mich sehr gern zurück. Die politische Richtung interessierte noch nicht und das gesellschaftliche Zusammenleben war - im Gegensatz zu Heute - als Kind fast schon überwältigend. Doch ich möchte hier ein bisschen über die Fahrzeuge erzählen, die in meiner Kindheit allgegenwärtig waren. Natürlich ist das Familienauto immer einer der Mittelpunkte und so kamen wir in den 1970er Jahren an einen Trabant 500 Kombi. Als Universal wurden diese Karosserievariante ja erst mit dem Erscheinen des 600er Trabant bezeichnet. Unser Trabi wurde allerdings schon von einem 600er Motor angetrieben. Statt 18 also satte 23 PS.
Hier ist unser Trabi Kombi zu sehen. Ja und auch ich bin dort zu sehen. (Foto: Holger Kunkel) |
In den 1980er Jahren folgte dann ein Trabant 601, der in der Wende durch einen weinroten Lada WAS-2103 1500 ersetzt wurde. Im Winter fuhr man besagten Lada gerade einmal aus der Garage und schon war es im Innenraum mollig warm. Leider haben wir nie ein Foto von diesem Auto gemacht. Dieser Lada war dann der Vorgänger des Anfang der 1990er Jahre angeschafften Mazda 626, der allerdings auch sehr gut war. Mein Vater bereute übrigens den Verkauf des Ladas sehr.
Meine Familie besaß zudem auch einige motorisierte Zweiräder. Dazu gehörten ein Star von Simson, eine MZ ES 125 oder 150, eine Simson S 50 B electronic, eine MZ TS 250 und eine Simson S 70 C (dieser weine ich heute noch nach).
Als ich Ende der 1970er/Anfang der 1980er in den Kindergarten des Nachbardorfes Ließen kam, wurden wir tagtäglich mit einem IFA W 50 LA Kofferfahrzeug zur Personenbeförderung dort hingefahren und wieder abgeholt. Da der Kindergarten am Rande des Dorfes lag und der Weg dorthin teilweise nicht befestigt war, war ein allradgetriebener LKW optimal für diesen Einsatz.
Während ich in meinem Kindergarten mit Spielen, Essen und Schlafen beschäftigt war, gingen meine Eltern ihrer täglichen Arbeit nach. Für die ZBO Ließen fuhr mein Vater so ziemlich alles, was dort an Fahrzeugen im Fuhrpark stand. Von der kleinen "Dreikantfeile" dem Picco 1, über den Belarus mit Schiebeschild, den ZT 300 mit Plattform- oder Kippanhänger, den polnischen Zuk-Kleinbus und den Robur LO 3000 Omnibus bis hin zum Mobilbagger T-174. Weiterhin gab es dort einen grünen Jelcz 317 D mit Plattformauflieger und einen blauen Csepel-Frontlenker mit Zementauflieger, die jedoch ihre Stammfahrer hatten.
Zu unserem Dorf gehörte natürlich auch die VEG Pflanzenproduktion und eine LPG Tierproduktion. Zur VEG gehörten zwei T-150K, ein K-700A und mehrere Mähdrescher E 512. Die 300er ZT vom Kombinat Fortschritt gehörten natürlich auch dazu. In der Petkuser Saatzucht wurde die widerstandsfähige Getreideart Triticale gezüchtet. In dieser Saatzucht kam auch ein Parzellenmähdrescher EP 500 Hamster zum Einsatz, von denen es im Allgemeinen schon sehr wenig gab und vorwiegend bei der Saatzucht eingesetzt wurden. Zu den beeindruckendsten Maschinen gehörte auch eine Strohkanone MSG 900, von der ich allerdings auch kein Foto habe. Schade!
Ich möchte fast behaupten, dass dies der "Hamster" aus Petkus ist, den ich mal vor einiger Zeit bei einer Landestour fotografiert habe. |
Meine Mutter war in der LPG Tierproduktion tätig. Hier war ihr tägliches Werkzeug ein RS 09 mit Frontladegabel/-schaufel. Dieser wurde von uns eigentlich nur "Molli" genannt.
Für den Bau unseres Schlachthauses gegen Mitte/Ende der 1980er Jahre wurde auch ein AD 28 auf Tatra 815 6x6 eingesetzt. Mit ihm wurden die großen Dachelemente auf das Haus gesetzt.
Für den öffentlichen Nahverkehr wurden bei uns Ikarus-Busse des Typs 66 und 280 eingesetzt. Letzterer ist eigentlich unter dem Namen "Schlenki" besser bekannt gewesen.
Zu den kleinen Erinnerungen zählt auch der Schulmilchtransport mit einen IFA W 50 L Pritschenwagen, der täglich die Flaschen in Kästen für die Klassen brachte. Ich saß gern am Fenster und beobachtete manchmal das Abladen (von Hand). Problematisch waren nur die Temperaturen. Im Winter war die Milch oft tiefgefroren und im Sommer ständig sauer. Aber es gab ja auch noch den Frühling und den Herbst, da konnte man die Milch trinken.
(P.S. Übrigens hat eine Flasche Milch 0,35 Mark (DDR) gekostet, also 2,10 Mark (DDR)/Woche. Ich glaube, dass es sich um 0,3-Liter-Flaschen handelte - mit Aludeckel. Äh Moment 2,10 Mark (DDR) ?!? Aber 5 mal 0,35 sind doch 1,75. Das ist vollkommen richtig ... ABER ... wir DDR-Kinder hatten auch Sonnabend Schule, und zwar bis 12.00 Uhr. Mittagessen gab es an einem Sonnabend nicht, dafür aber Milch. Das Schulessen kostete 0,55 Mark (DDR) pro Tag, also 2,75 Mark (DDR) in der Woche. Zusätzlich gab es Tee in der Schule. Den fand ich als Kind allerdings äußerst eklig.)
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